Diese Woche war ich endlich mal wieder bei einem Konzert zugegen. Erst das dritte Mal in diesem Jahr. Dafür aber schon das zweite einer Schweizer Künstlerin. Sophie Hunger mit ihrer Band spielte auf der Kulturarena vorm Theaterhaus hier in Jena. Und gewann das Publikum nach eher verhaltenem Start letztendlich doch für sich und krönte den Abend mit etwas ganz besonderem.
Wenn eine Künstlerin scheinbar nicht auf das Publikum eingeht, ist das schwierig. Für beide, wahrscheinlich. Und so war der erste Teil des Konzertes musikalisch zwar gehaltvoll, was aber nicht jedermanns Sache im Kulturarena-Rund zu sein schien. Aber eben, irgendwann sprach Frau Hunger eben doch noch und es wurde eine richtige Unterhaltung daraus. Denn Schweigen ist nicht immer Gold.
Musikalisch gab es von ruhigen Stücken, sphärischen Klängen bis hin zu sehr dynamischen Liedern sehr viel Varianz. Ich kannte vorher so gut wie gar nichts von den Hungerschen Werken. Dafür hatte ich schon einiges an Lob über jene gehört und gelesen. Okay, die Musik ist zweifelsohne hochqualitativ. Da versteht jeder sein Handwerk und die Komposition des Ganzes stimmt ebenfalls. Aber man hat eben das Gefühl, so richtig angekommen ist diese junge Frau noch nicht. Sie sucht ihren Platz, probiert dadurch viel aus und irgendwie hat man dabei immer das Gefühl, die Angst vorm Scheitern zwischen den Tönen spüren zu können. Vielleicht ist das aber auch nur ein Missverständnis. So wie der Lautstärkepegel der Gespräche im Publikum leider immer besonders hoch war, wenn ein Lied auf Schweizerdeutsch gespielt wurde. Unverständlicherweise.
Erstaunlich war, mit wie viel Freude in den Gesichtern und mit wie viel Enthusiasmus die zweite Zugabe gespielt wurde. Dies war aber auch eine Coverversion, die wahrscheinlich beste Version von „like a rolling stone“. Und weil der Applaus daraufhin, verdientermaßen nach einem wirklich tollen Konzert, nicht enden wollte, gab es noch ein besonderes Experiment. Echte Musik, ohne jede Verstärkung. So saßen dann die Musiker mit ihren Instrumenten am Bühnenrand, das Publikum rückte näher zusammen und ein letztes Lied flog ganz sanft in die Sommernacht hinaus. Lagerfeueratmosphäre mit 2000 Menschen. Das war wirklich beeindruckend und ein würdiger Abschluss für eines der Highlights der diesjährigen Kulturarena.
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