TransOst 14 | Sebnitz – Riesengebirge – Sebnitz

Aussicht Richtung Riesengebirge, da geht es hin.

Ich habe die knapp 450 Kilometer, die knapp 10.000 Höhenmeter, die sieben Etappen als eine Art Tagebuch zusammengefasst. Viel Spaß beim Lesen!

1. Tag | Sebnitz – Lausche

Es ist heiß, die Sonne brennt vom Himmel. Zum Glück sind wir die meiste Zeit im Wald unterwegs. Die Grenze zu Tschechien wird nach kurzer Zeit bereits zum ersten Mal passiert. Unzählige Übertritte werden in den nächsten Tagen folgen. Am Nachmittag erklimmen wir einen Aussichtsturm. Sehr hoch, mit vielen Stufen. Um uns einen Überblick zu verschaffen. Das Riesengebirge ist noch weit entfernt. Am Abend geht es hoch zur Lausche, ein sehr sehr steiler Anstieg. Jabba und ich schaffen es vergleichsweise weit hinauf, bis die letzten Meter geschoben werden. Oben schmilzt der Teer vor sich hin und wir machen Fotos. Nach kurzer Abfahrt mit Haarnadelkurven ist das Tagesziel, eine Baude, erreicht. Mit sehr kleinen Bettchen und zwei Duschen für alle sechs Geländeradfahrer. Am nächsten Morgen entdecke ich die großen, unbenutzten Gemeinschaftsduschräume.

Die Grenze zu Tschechien
Die Grenze zu Tschechien
Aussicht Richtung Riesengebirge, da geht es hin.
Aussicht Richtung Riesengebirge, da geht es hin.
Beschriftete Aussicht vom Aussichtsturm
Beschriftete Aussicht vom Aussichtsturm
Ausblick Richtung Sächsische Schweiz
Ausblick Richtung Sächsische Schweiz
Kurbelei bergauf im Wald
Kurbelei bergauf im Wald
Beschwerlicher Aufstieg zur Lausche
Beschwerlicher Aufstieg zur Lausche
Lauschiges Plätzchen (Gemeint ist die Bank rechts unten).
Lauschiges Plätzchen (Gemeint ist die Bank rechts unten).
Aussicht von der Lausche
Aussicht von der Lausche
Vorsicht, Eisabfall! (Hab minutenlang auf's Eis gewartet, nichts passierte.)
Vorsicht, Eisabfall! (Hab minutenlang auf’s Eis gewartet, nichts passierte.)
Jabba ruht sich auf der Lausche aus.
Jabba ruht sich auf der Lausche aus.

Daten: 53,28 km | 1.300 hm | 04:05:15 h Fahrzeit

Gesamtstrecke: 53.76 km
Maximale Höhe: 772 m
Gesamtanstieg: 1970 m

2. Tag | Lausche – Jizerka

Keine Hitze mehr, stattdessen Regen bereits nach wenigen Minuten. Zum Glück schützt der Wald auch dagegen. So schlagen wir uns die ersten Kilometer immer entlang der Grenze durch den Wald. Nach einer kurzen Abfahrt gibt es Probleme. Das Rad des Guides hat einen Platten. Die Situation eskaliert, es werden drei Platten daraus und wir hängen über zwei Stunden fest. Die Stimmung in der Gruppe schlägt langsam um. Leider kommen noch Schwierigkeiten beim Finden des korrekten Weges durch unseren Guide hinzu. Wir kommen langsamer voran als geplant und die Angst, rechtzeitig zum Abendessen im Ziel zu sein, steigt minütlich. Nach einer feinen Abfahrt geht es quälend lange bergauf. Auf Asphalt. In der zurückgekehrten Hitze. Das schlaucht ungemein. Und die Zeit wird knapper und knapper. Irgendwo mache ich noch ein Bild von einer Aussicht. Endlich oben angekommen ist klar, dass das Abendessen aufgrund der Verzögerungen auf sehr wackeligen Füßen steht. Kurz bevor Kannibalismus in der Gruppe um sich greift, setzt Regen ein. Fürchterlicher Regen. Es schüttet aus allen Kübeln. Sofort sind alle bis auf die Haut durchnässt. Die letzten Kilometer werden zur Tortur, aber zum Glück im Unglück alles auf asphaltierten Wegen. Mir läuft Wasser in die Augen und die Brille beschlägt, deswegen kann ich nicht sagen, wie wir Jizerka erreicht haben. Gruselig ist das alles, der Regen, der Donner, die Blitze. Aber es gibt noch Essen, sogar sehr leckeres. Und jedes Zimmer hat eine eigene Dusche. Jizerka selbst ist im Gewitter gruselig. Aktuell hat der Ort acht Einwohner, aber vermutlich leben noch dazu hunderte Geister hier. Einer ist in meiner Tacho geschlüpft und hat ihn getötet. Vielleicht war es aber auch nur der Regen.

Beeindruckende Felsformationen
Beeindruckende Felsformationen
Kletterfelsen im Wald
Kletterfelsen im Wald
So sieht Deutschland von außen aus.
So sieht Deutschland von außen aus.
Grenzsteine
Grenzsteine
Reifenpanne in der Eskalation
Reifenpanne in der Eskalation
Der große Reifen passte leider nichts ans Fahrrad.
Der große Reifen passte leider nichts ans Fahrrad.
Guide fährt zurück durch den Schlamm
Guide fährt zurück durch den Schlamm
Schlammdurchfahrt nach feiner Abfahrt
Schlammdurchfahrt nach feiner Abfahrt
Gebirgsflüsschen
Gebirgsflüsschen
Blume, Art ist mir unbekannt, war in der Gegend aber sehr häufig.
Blume, Art ist mir unbekannt, war in der Gegend aber sehr häufig.
Ruhende Räder
Ruhende Räder
Unbekannte Aussicht irgendwo in Tschechien
Unbekannte Aussicht irgendwo in Tschechien

Daten: 82,23 km | 1.735 hm | 05:45:43 h Fahrzeit

Gesamtstrecke: 83.45 km
Maximale Höhe: 982 m
Gesamtanstieg: 2318 m

3. Tag | Jizerka – Przesieka

Am Morgen strahlt die Sonne, als sei nichts gewesen. Nur der Geist in meinem Tacho lässt die Scheibe beschlagen und mich nichts auf dem Display erkennen. In Nove Mesto testen wir die angelegten Singletracks. Das ist anstrengend und macht Spaß. Aber unter uns gesagt, mir machen echte, natürliche Trails doch irgendwie mehr Spaß. Dem Jabba auch. Wir fahren nach Polen rüber und rauf auf einen Berg. Der Anstieg ist sehr heftig. Meist über 20 Prozent steil, lang und die Sonne knallt von oben. Auf dem Berg weht aber ein angenehmer Wind und bald kämpfen wir uns durchs Hochmoor. Man fühlt sich zum ersten Mal wie im richtigen Gebirge, weil über der Baumgrenze. Nach einer superfeinen, aber vom Guide als extrem schwierig angekündigten, Abfahrt, kommt es zur Eskalation. Die Wege unserer Sechsergruppe trennen sich, was sehr bedauernswert, aber eben auch nachvollziehbar ist. Zu viert machen wir uns auf dem Weg zum Hotel. Ein sehr komfortables und hübsches Hotel. Dort bekommt das Jabba die einzige Dusche während der Tour. Das sind hier halt nicht die Alpen, wo man jeden Tag einen Waschplatz fürs Rad hat.

Jizerka am Morgen in der Sonne
Jizerka am Morgen in der Sonne
Roter Wanderweg auf dem Kamm
Roter Wanderweg auf dem Kamm
Singltrek Centrum in Nové Mesto pod Smrkem
Singltrek Centrum in Nové Mesto pod Smrkem
Idyllischer Badesee am Bikepark
Idyllischer Badesee am Bikepark
Brutaler, steiler Anstieg
Brutaler, steiler Anstieg
Hoher Berg in Polen
Hoher Berg in Polen
Gebirgsweg
Gebirgsweg
Schotterweg auf dem Höhenkamm
Schotterweg auf dem Höhenkamm
Ausblick
Ausblick
Höhenlandschaft
Höhenlandschaft
Beeindruckender Steinbruch
Beeindruckender Steinbruch
Blick ins Riesengebirge (vermutlich)
Blick ins Riesengebirge (vermutlich)

Daten: 79,53 km | 1.589 hm | 05:35:28 h Fahrzeit

Gesamtstrecke: 79.21 km
Maximale Höhe: 1117 m
Gesamtanstieg: 2120 m

4. Tag | Przesieka – Pec pod Snêžkou

Heute steht beides auf dem Programm, Radtour und Wanderung. Mit geputzten Rädern geht es Richtung Schneekoppe, rein in den Touristentrubel. Vorher besichtigen wir noch eine eindrucksvolle Holzkirche. Danach werden die Räder auf knapp 1000 Meter Höhe zurückgelassen und die restlichen 600 Höhenmeter rauf zur Schneekoppe per Fuß in Angriff genommen. Dunkle Wolken ziehen über diese hinweg und wir beeilen uns, noch immer beeindruckt von der Regengewalt zwei Tage zuvor. Also schnell rauf auf die Schneekoppe, Fotos machen und fix wieder runter. Oben weht ein sehr starker Wind und es sind viele Menschen unterwegs. Die Landschaft ist fast alpin, aber man hört keine Kuhglocken wie in den Alpen. Nach dem Abstieg und einer kurzen Rast lassen wir den Trubel schnell hinter uns und kurbeln bald wieder allein durch den Wald. Der Anstieg ist unangenehm ruppig, zumindest für alle ohne Jabba, welches hier die Trümpfe seiner Hinterradfederung voll ausspielt. Die Wolken werden immer dunkler und bedrohlicher, tatsächlich gewittert es direkt neben uns. Aber mit großem Krafteinsatz schaffen wir es fast trocken ins Hotel. In Pec wartet dann das beste Essen der Tour auf uns und wir feiern ein bisschen. Denn mehr als die Hälfte ist geschafft, ab jetzt geht es wieder zurück Richtung Westen.

Touristentrubel (links)
Touristentrubel (links)
Holzkirche
Holzkirche
Bitte hier Foto machen.
Bitte hier Foto machen.
Alles Holz.
Alles Holz.
Miniatur der Anlage zum Anfassen für Blinde.
Miniatur der Anlage zum Anfassen für Blinde.
Blick hoch zur Schneekoppe verheißt nichts gutes.
Blick hoch zur Schneekoppe verheißt nichts gutes.
Weg zur Schneekoppe
Weg zur Schneekoppe
Noch immer Wolken um die Schneekoppe rum.
Noch immer Wolken um die Schneekoppe rum.
Menschenschlange auf dem Weg zur Schneekoppe
Menschenschlange auf dem Weg zur Schneekoppe
Oben auf der Schneekoppe, die Sonne kommt raus.
Oben auf der Schneekoppe, die Sonne kommt raus.
Ausblick von der Schneekoppe mit Grenzsteinen
Ausblick von der Schneekoppe mit Grenzsteinen
Blick ins das Tal, wo unsere Räder warten.
Blick ins das Tal, wo unsere Räder warten.
Blick zurück, die Schneekoppe sieht nicht mehr so grau aus.
Blick zurück, die Schneekoppe sieht nicht mehr so grau aus.
Am Hotel in Pec, Regen zieht auf.
Am Hotel in Pec, Regen zieht auf.

Daten: 53,21 km | 1.722 hm | 04:02:23 h Fahrzeit

Gesamtstrecke: 53.97 km
Maximale Höhe: 1051 m
Gesamtanstieg: 2215 m

5. Tag | Pec pod Snêžkou – Malá Skála

Es regnet am Morgen und es ist kalt. Außerdem merke ich deutlich die Anstrengungen des letzten Tages. Keine guten Aussichten. Im Regen kurbeln wir wieder hoch auf über 1000 Meter Höhe. Danach geht es hauptsächlich bergab. Es wird wieder etwas wärmer. Trotzdem vergesse ich aus Schwäche die GPS-Aufzeichnung nach der ersten Pause wieder zu starten. Fotos mache ich auch nur noch, um Verschnaufpausen einzulegen. Kurz vor Mala Skala klettern wir noch auf einen Felsen, was mit Radschuhen nicht ganz einfach, aber eine schöne Abwechslung ist. Im Hotel dann zwei angenehme Überraschungen: trotz elend langer Wartezeit ein gutes Essen und ein Einzelzimmer für mich.

Der Regen hängt über Pec.
Der Regen hängt über Pec.
Ein Mohnfeld
Ein Mohnfeld
Landschaft
Landschaft
Ausblick vom Mausfelsen
Ausblick vom Mausfelsen

Daten: 72,43 km | 1.336 hm | 04:38:59 h Fahrzeit

Gesamtstrecke: 24.45 km
Maximale Höhe: 1115 m
Gesamtanstieg: 655 m

6. Tag | Malá Skála – Hermanice

Wieder Regen am Morgen, zum Glück ist es aber wärmer als gestern. Und es geht nur bergauf, bis auf über 1000 Meter Höhe. Der Jeschken wird erklommen. Dort ist alles grau. Im Restaurant ist es zwar warm, aber der Ausblick in eine graue Wand nicht sonderlich aufregend. Nach einer kniffeligen Abfahrt und ein paar Stunden Kurbelei wird es immer sonniger. Kurz vor Ende verlieren wir noch einen Fahrer, da der sein Rad zerlegt. Zu dritt erreichen wir das Etappenziel und es bleibt noch Zeit zur Erkundung. Immerhin hat der Ort viele Schafe und Häuser mit Raketen im Vorgarten zu bieten. Trotzdem bin ich verwundert, dass ich überhaupt noch laufen kann.

Skilift im Regen
Skilift im Regen
Kurze Rast im Anstieg auf den Jeschken
Kurze Rast im Anstieg auf den Jeschken
Blick zum Jeschken vom Parkplatz
Blick zum Jeschken vom Parkplatz
Oben auf 1012 Meter Höhe.
Oben auf 1012 Meter Höhe.
Alles grau.
Alles grau.
Blick zurück zum Parkplatz durch eine Wolkenlücke.
Blick zurück zum Parkplatz durch eine Wolkenlücke.
Heuballenlandschaft
Heuballenlandschaft
Blick zurück zum Jeschken in der Sonne.
Blick zurück zum Jeschken in der Sonne.

Daten: 56,10 km | 1.441 hm | 04:09:04 h Fahrzeit

Gesamtstrecke: 56.04 km
Maximale Höhe: 993 m
Gesamtanstieg: 2000 m

7. Tag | Hermanice – Sebnitz

Bahnhof mitten im Nirgendwo
Bahnhof mitten im Nirgendwo

Die Hitze ist zurück und ich bin unendlich fertig. Alles tut weh. Ich mache nur ein einziges Foto. Nach der letzten feinen Abfahrt stehen wir, die drei Übriggebliebenen, plötzlich vor einem Bahnhof mit fünf Bahnsteigen. Mitten im Nirgendwo, kein Ort ist weit und breit. Nur eine Gastwirtschaft im Bahnhof und ein Dutzend Aussteiger, die im Kreis sitzen und Lieder singen. Manchmal ist er schon eigenartig, dieser Osten. Und liebenswert.

Daten: 60,47 km | 870 hm | 03:23:10 h Fahrzeit

Gesamtstrecke: 61.11 km
Maximale Höhe: 620 m
Gesamtanstieg: 1661 m