‚Soso, Tomte kommen also nach Jena. Naja, so ein paar gute Lieder haben die ja schon. Und auf dem Highfield waren sie auch ganz gut. Könnte man sich ja mal anschauen. Ist ja auch nicht so teuer und überhaupt.‘ Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich zum ersten Mal von dem Termin erfahren hatte. Und dann war ich am 3. also wirklich im Kassablanca. Ohne allzu große Erwartungen, aber trotzdem in gespannter Vorfreude.
Aber zuerst die Vorband, Black Rust. Viel gesehen habe ich von denen nicht, weil wir uns zu der Zeit in einer der hinteren Ecken oben befanden. Aber gehört habe ich sie, glasklar. Ich mag den Sound im Kassa wirklich sehr, das muss ich an dieser Stelle mal erwähnen. Zuerst kam nur der Sänger auf die Bühne und trug allein mit seiner Akustikgitarre ein Stück vor. Danach kam der Rest der Band, ich kann noch nicht mal sagen wieviele es sind. Jedenfalls spielten sie sehr leichten und schönen Folk-Rock, mit außergewöhnlichen Instrumenten. Nämlich einem Contrabass statt Bassgitarre und einer Mandoline. Ich hoffe das heißt auch so, ich habe nämlich im Musikunterricht nie aufgepasst. Egal, die Musik allerdings war wunderbar leicht und locker. Sehr nett anzuhören.
Nach einer kurzen Pause dann also Tomte. Los ging es gleich mit meinem Lieblingslied des aktuellen Albums, besser gesagt einem der wenigen, die mir davon überhaupt gefallen, „Was den Himmel erhellt“. Das habe ich mir noch von hinten angehört und sofort eine dicke Gänsehaut bekommen. Dann aber schnell runter vor die Bühne, denn da fühle ich mich doch am wohlsten. Nach „so soll es sein“ kam auch schon „endlich einmal“. Das hieß für mich: Augen schließen und an wunderschöne Zeiten erinnern. Was auch mit ein bisschen Schmerz verbunden war, aber das gehört wohl dazu. Danach „schreit den Namen meiner Mutter“ und es wurde jetzt aber mal Zeit sich ordentlich zu bewegen. Also ein paar Menschen gesucht, die so aussahen als hätten sie auch Lust auf Bewegung und so langsam kam die Sache ins Rollen. Zu „Norden der Welt“ hieß es dann nur noch quer durch die Massen hüpfen, mit den Massen zusammen. So ging das dann immer weiter, voller Glückseligkeit und ohne Bösartigkeit sich von der Musik mitreißen lassen, durch den Raum hüpfen, dabei nur glückliche Gesichter sehen. Ich dachte schon sowas gibt es nicht mehr. Was war das für ein Spaß. Mehr fällt mir dazu gar nicht mehr ein. Ich habe alle die Bilder zwar im Kopf, aber mir fehlen die Worte diese so zu beschreiben, dass es ihnen gerecht wird.
Zu „Walter & Gail“ und „New York“ wurde es dann wieder ruhiger, was aber auch nötig war. So heiß ist es mir noch nie im Kassa vorgekommen. Nach „ich sang die ganze Zeit von dir“ dann erstmal ein kurze Pause. Thees kommt allein auf die Bühne zurück und singt „das war ich“. Danach das einzige Lied, das mir so ganz und gar nicht gefällt, „Geigen bei Wonderful World“. Überhaupt gefallen mir die alten Songs viel besser als die Neuen, mit wenigen Ausnahmen. Was mich aber wirklich gewundert hat, dass ich fast alle Lieder mitsingen konnte. Vor allem die Alten, obwohl ich Tomte echt selten höre. Irgendwie waren die Texte doch plötzlich in meinem Kopf. Danach noch schnell „Korn & Sprite“, letzte Kräfte mobilisieren und sich bewegen. Und nach einer kurzen Pause ein Metal-Cover (hihi) und „Die Schönheit der Chance“ als Abschluss. „Das ist nicht die Sonne die untergeht, sondern die Erde die sich dreht“ bis zum Versagen der Stimme, und keinen Moment früher.
Irgendwie ging mir den ganzen Abend ein Satz nicht mehr aus dem Kopf. Ich glaube der Thees sagt den mal bei dem Mitschnitt vom FM4-Geburtstag. „Was für ein Spaß!“. Genau das war es. Ein unglaublicher Spaß, den ich vorher nie im Leben erwartet hätte. Nach dem Konzert, nachdem ich mir noch ein T-Shirt erbetteln musste, weil ich so nassgeschwitzt war, als ich irgendwann auf dem Fahrrad saß und so allein durch die Nacht und den Regen gefahren bin, der erste Vogel plötzlich begann zu zwitschern, ein Igel meinen Weg kreuzte, da ging es mir so gut wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr.