Es begann alles sehr vielversprechend. Mit Erstaunen nahmen wir wahr, dass die Bolzer erst als zweiter Act an diesem Abend auftreten sollten. Sehr schön. Voller Vorfreude auf ein komplettes Set begaben wir uns also erstmal zum Weinfest, um der einheimischen Musik zu lauschen und irische Tänze zu bestaunen. Wie das zusammen passt? Ist doch egal, Hauptsache der Wein schmeckt.
Final Fantasy
Ein sehr interessanter Auftritt war das. Für alle die sich unter dem Namen gar nichts vorstellen können (so ging es mir vorher auch) eine kurze Beschreibung. Man denke sich einen schmächtigen jungen Mann mit einer Geige auf der Bühne ziemlich am Rand platziert, der einzig mit diesem Instrument und seiner Stimme komplette Lieder hervor zaubert. Dazu spielt er zuerst einzelne Loops ein, die dann, immer wieder abgespielt und übereinander gelegt, sehr interessante Kompositionen ergeben. Bei einigen Liedern kam dann auch noch ein Schlagzeuger dazu, aber Hauptbestandteil blieb immer das Geigenspiel. Diese wurde aber nicht nur mit dem Bogen bearbeitet, sondern gezupft, geschlagen oder auf sonstige Art und Weise ihrer Töne entledigt. Dazu fand sich ein zahlreiches Publikum ein und es wurde immer heißer im Pool. Auch wenn man sich nicht viel bewegte. Die Musik lud nicht gerade dazu ein, musste sie aber auch nicht. Man ließ sicher eher von den Tönen mitnehmen, wobei die Musik nun auch nicht unbedingt besonders leicht oder seicht war. Nein, es ging schon ordentlich zur Sache. Schade war nur, dass der Sound sehr viel von der Magie der Musik zerstörte. Es war viel zu laut, teilweise hauten einem die Bässe fast wie Fäuste in die Magengrube, der Gesang dagegen war viel zu leise und man verstand von den Texten so gut wie gar nichts. Aber dem Publikum schien es wirklich sehr zu gefallen, es gab viel Applaus, auch als der Herr schon lange nicht mehr auf der Bühne war.
Bolzplatz Heroes
Kurz mal raus zum Erfrischen, bei der Wahrnehmung der ersten bekannten Töne aber schnell zurück und dann der Schock: der Pool war nahezu leer. Wo vorher die Menschen noch eng nebeneinander standen, war nichts weiter als heiße Luft. So hatte ich mir das ganz ehrlich gesagt nicht vorgestellt. Es war richtiggehend traurig. Keine Ahnung woran das lag. So gegensätzlich fand ich die Musikauswahl an dem Abend nicht, dass man die Poolbar hätte fluchtartig verlassen müssen. Vielleicht lag es auch einfach an den Leuten im Kartenhäuschen, die bei jeder Frage, wer denn heute eigentlich spiele, entweder mit Final Fantasy oder Final Destination anworteten. Oder doch am Weinfest?
Natürlich kann bei so einer Stimmung kein zweites Rockhouse-Konzert gespielt werden. Aber die Vier haben es tapfer durchgezogen. Was wirklich nicht einfach war. Selbst für mich war es schwierig das miterleben zu müssen. Aber es war auch sehr schön, nach der relativ langen Zeit die Musik endlich wieder live zu hören. Die Lieder, von denen ich mittlerweile fast jeden Takt kenne. Bei denen ich manchmal das Gefühl habe, sie sind schon in mir drin, ein Teil von mir. Und die ich live so gern anhöre, egal wieviele Leute neben mir stehen. Diejenigen, die nach Final Fantasy schon gegangen sind, wissen auch gar nicht, was sie verpasst haben. Nämlich das Konzert mit dem besten Sound an diesem Wochenende, vielleicht sogar überhaupt in der Poolbar. Entweder ist das nicht so einfach mit dem Mischen dort, oder die anderen machen alle was falsch. Am Samstag waren die Konzerte jedenfalls auch alles andere als gut abgemischt.
Fazit: Es war sicher nicht das, was man sich erwartet hatte, aber unter diesen Umständen trotzdem ein tolles Konzert. Es gab das übliche Set, nur ohne „trucker’s delight“, was aber auch zu viel des Guten für dieses Publikum gewesen wäre. Besonders „most important souvenir“ zum Abschluss war der richtige Moment, die Augen zu schließen und sich ganz der Musik hinzugeben.