Es war einiges los in St. Gallen, denn es war OLMA. Das ist eine große Landwirtschafts- und Ernährungsmesse. Die teilte sich ungefähr so auf: ein Drittel Tiere, ein Drittel Lebensmittel und ein Drittel Schweizer Militär. Der Rest war auch ganz interessant. Es gab auch leckeren Käse zum probieren, nur der Wein war zu teuer. Und man konnte Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde und Schweine sehen. Letztere liefen dann auch noch Rennen gegeneinander. Und außerhalb des Messegeländes gab es dann die unterschiedlichsten Stände mit Leckereien und vielen unnützen Dingen wie Koi-Putztüchern. Und dazu noch einen Rummel.
Das war zwar alles ganz nett, aber wir wollten ja zum Talhof-Festival. Dort kostet der Eintritt nichts, aber man muss rechtzeitig da sein. Angesichts der schweizer Pünktlichkeit schaut das so aus: 19 Uhr war Einlass und Punkt halb sieben kamen die Leute. Aber nicht nach und nach, sondern innerhalb von fünf Minuten war der Platz vor dem Einlass voll. Sehr faszinierend war das.
Die Talhof-Halle entpuppte sich als eine Turnhalle. Nicht zu groß und nicht zu klein, etwa 600 Leute werden wohl rein gepasst haben. Und es war voll, als dann die Sidewalk Poets den Abend eröffneten. Naja, viel möchte ich zu denen nicht sagen. Richtig schlecht waren sie nicht, aber auch nicht gut. Die Stimme der Sängerin war viel zu schwach für die Musik. Und Stimmung kam auch nicht auf.
Dann aber Lunik. Und ich wurde mit „bad timing“ gleich ins kalte Wasser geschmissen. Was auch ganz gut so war. Ich hatte schon Angst vor diesem Lied, weil es mir momentan sehr weh tut, es zu hören. Aber so war das dann auch erstmal überstanden. An die genaue Setlist kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber die meisten Lieder waren vom aktuellen Album. Wobei ich davon „the game“ doch sehr vermisst hatte. Ansonsten war es eine gute Abwechslung zwischen langsameren und schnelleren Liedern. Bei „you won’t stop me“ hat es mich auch nicht mehr auf meinem Platz am Rand gehalten, obwohl ich da eine gute Sicht hatte. Ich bin dann nach vorn, wo man die Leute, die wirklich mitgemacht haben, an zwei Händen abzählen konnte. Aber das war mir in dem Moment egal. Ich habe versucht so viel wie möglich von der Musik und der wunderbaren Stimme einzusaugen. Das hat sehr gut getan. Jedenfalls für den Moment. Der Sound war ab dem zweiten Lied auch super. Und die neuen Lieder klingen live viel besser als auf CD. Ist meine Meinung. Auf dem Album sind sie teilweise zu verspielt, zu vielschichtig. Live klingen sie klarer und dies macht sie in meinen Ohren besser. Sehr toll war auch die neue Version von „rumour“. Es ist schön wenn ein Song immer weiter existiert und sich dabei entwickelt.
Was alles ein wenig getrübt hat, war der Schluss. Erstens kam dieser viel zu zeitig. Ich weiß nicht ob das wirklich so geplant war und ob es dafür Gründe gab, aber ein paar Minuten länger hätte ich die Musik gern noch genossen. Und dann war es bei einigen männlichen Konzertbesuchern wohl Usus, statt „Zugabe“ immer „Jaël“ zu rufen. Warum auch immer. War wohl eine Mischung aus Hormonen und Alkohol, die dazu geführt hat.
Insgesamt war es aber ein sehr schönes Erlebnis, die Luniks in der Schweiz vor so vielen Menschen zu sehen. Auch wenn die Stimmung nicht so groß war, wie ich mir erhofft hatte. Und es war lustig die Ansagen auf Schweizerdeutsch zu hören. Auch wenn ich maximal die Hälfte davon verstanden habe. Die Jaël redet dann aber auch doppelt so schnell wie auf Hochdeutsch. Mindestens.