Im Schneegestöber und bei eiskaltem Wind begab man sich auf den Bierhügel. Eigentlich das beste Wetter für ein Lunikkonzert. Denn eigentlich wärmt diese Musik ja von innen. Eigentlich.
Zur Vorband kann ich leider nichts sagen. Was sehr schade ist. Denn wenn es so war, wie angekündigt, dann hat Gus MacGregor das Konzert eröffnet. Was ich gern erlebt hätte. Aber leider gab es einen Konflikt zwischen Schweizer Pünktlichkeit und Gründlichkeit. Und so stand ein großer Teil des Publikums zu Konzertbeginn noch vor der Tür, da die Abwicklung an der Garderobe wohl mehr Zeit beanspruchte als geplant.
Als man dann erstmal drin war im Bierhübeli, war keine Livemusik mehr zu hören. Um die 850 Menschen fanden sich im altehrwürdigem Gebäude ein und der Altersschnitt des Publikums war erstaunlich hoch. Was aber nicht unbedingt schlecht ist. Sondern eher für die Qualität einer Band spricht, meiner Meinung nach.
Die Luniklis begannen dann ebenfalls pünktlich ihr Programm. Und mich packte es in den ersten Sekunden, als diese wunderbare Stimme zu hören war. Da war klar, das hat mir lange Zeit gefehlt. Allerdings war dieses Gefühl auch ganz schnell wieder verschwunden. Leider. Dafür gab es mehrere Gründe. Einerseits wirkte die Band seltsam gehemmt. Ich weiß nicht ob es die Anspannung des Tourauftakts war. Wobei der ja schon am Abend vorher überstanden wurde. Oder ob Freunde und Familie im Publikum, die bei einem Konzert in der Heimatstadt sicher zahlreicher vertreten sind, die Hemmungen hervorriefen. Oder ob die Pause noch in den Knochen und Köpfen steckte. Fakt ist, da war leider keine echte Spielfreude zu spüren. An dieser Stelle muss ich auch erwähnen, dass mir der Jacob sehr gefehlt hat. Eben weil man ihm immer die Spielfreude angesehen hat. Vielleicht hat das der Band ja auch gefehlt, unbewusst. Alles wirkte eher verkrampft und auch Jaël konnte Gefühle nicht so zum Ausdruck bringen, wie sonst. So sprang dann auch leider kein Funke auf das Publikum über und die Konfettikanonen zum Schluss verpufften und wirkten eher wie Ironie des Augenblicks.
Ein weiterer Grund für den spürbaren Abstand zwischen Musik und meinem Inneren bestand in der Liedauswahl. Es wurden hauptsächlich Lieder vom aktuellen Album oder ältere Songs im „Lonely Letters“-Gewand gespielt. Und ehrlich gesagt, hat mich bis auf „Fall“ keines gepackt. Leider. Liegt sicher auch an meiner momentanen Verfassung. Aber eben auch an den eher eintönigen Melodien und so oft gehörten Phrasen, die es bisher nicht in Lunik-Songs zu finden waren. Und alles ist so seltsam glatt und seelenlos. Es gibt keine eigene Atmosphäre, wie beispielsweise beim Weather-Album. Um das klar zu stellen, es hat auch sehr schöne Lieder auf dem neuen Album. Aber ich kannte die Lieder bis auf eines nicht und war daher erwartungsvoller. Vielleicht fehlt mir ja auch nur der Zugang. Und beim nächsten Konzert haben sich die Luniklis hoffentlich auch wieder eingespielt und zeigen dann wieder, dass sie mehr können als an diesem Abend zu sehen war. Um dann wieder Seele zeigen. Denn das ging mir an diesem Abend immer wieder durch den Kopf, wo nur die Seele dieser Band ist. Denn Popmusik ohne Seele ist wie Schokolade ohne Geschmack. Süß, klebrig, aber man hat schnell genug davon.
Eines muss aber noch lobend erwähnt werden. Das Konzert dauerte gut zwei Stunden. Was selten ist. Vielen Dank für die Ausdauer, auch dafür, sich danach noch dem Publikum zu stellen. Schade eben, dass nur wenige Momente der zwei Stunden im Gedächtnis verweilen werden.