Einführend zur Erklärung für alle, die noch nicht von diesem Projekt gehört haben. Hinter MiNa stecken Jaël und Luk von Lunik, die aus Langweile, Arbeitswut, zu viel Kreativität oder auch aus ganz anderen Gründen, viele Töne, aus Instrumenten, Gesang oder Gegenständen, aufgenommen, diese in Liedform gebracht und das Ganze zu einem Album geformt haben. Einem sehr verspieltem Album mit wunderschöner Musik, die nahezu perfekt in den Herbst passt. Leider ist das Album, welches passenderweise „Playground Princess“ heißt, bisher nur in der Schweiz veröffentlicht worden.
Deswegen musste ich mich auch auf den langen Weg in die Schweiz begeben, um diese Musik auch mal live hören zu können. Was ich natürlich gern auf mich nahm, da ich dieses kleine Land ein wenig mag, wie der ein oder andere vielleicht schon mitbekommen haben könnte. Auch das noch kleinere Liechtenstein mag ich sehr gern, deswegen machten wir einen Abstecher dorthin, bevor wir das Sarganserland aufsuchten, genauer gesagt die Gemeinde Mels. Denn dort im Alten Kino fand es statt, das MiNa-Konzertli.
Das Alte Kino ist genau das, was der Name sagt, ein altes Kino. Nicht besonders groß, aber jeder der, grob geschätzt, 250 Besucher fand wohl einen Sitzplatz. Ja, einen Sitzplatz, denn das Konzert war bestuhlt. Und das ist schon etwas anderes als ein Konzert im Stehen zu erleben. Es ist kühler, also im Publikum, weil die Nähe der Masse fehlt. Und es ist auch von der Stimmung her kühler, so empfinde ich es jedenfalls. Aber es ist nichts schlechtes. Schon gar nicht, wenn man in der ersten Reihe sitzt. Damit sind jetzt aber auch alle Begleitumstände geklärt, sonst erwähne ich noch die drei Feuerwehrmänner, die die paar Parkplätze eingewiesen haben, dabei geht es hier doch aber um die Musik.
Die Musik also, das ist aber auch so eine Sache. Da sind nun die beiden Musiker auf der Bühne und müssen irgendwie die gut ein Dutzend Instrumente bedienen. Da die körperlichen Fähigkeiten aber durch biologische Gegebenheiten begrenzt sind, beide haben nur je zwei Hände, muss man sich dazu etwas einfallen lassen. Die Lösung wusste schon der Herr von Final Fantasy im letzten Jahr, man nimmt die Musik auf und spielt dieses dann als Schleife ab. Und so saßen die Beiden auf der liebevoll mit Schaukelpferd, Trommel, Schmetterlingen und diversen Lampen gestalteten Bühne, Jaël in ihrem Wohnzimmer und Luk hinter dem Schlagzeug und spielten ihre Lieder.
Und verzauberten damit das Publikum. Schon das erste Lied „man from the past“ ließ Gänsehaut entstehen und wohlig warme Schauer den Rücken runter laufen, was vor allem Jaëls unglaublicher Stimme geschuldet ist. Diese Stimme ist so zauberhaft, live immer noch ein bisschen mehr als auf CD. Es sollte sie in der Apotheke auf Rezept geben. Und in so einem kleinen Rahmen wirkt die Stimme noch ein bisschen mehr als in einer großen Konzerthalle.
Aufgelockert wurden die Lieder, die übrigens allesamt Liebeslieder sind, durch kleine Geschichten und Anekdoten Jaëls, die zum Beispiel davon handelten, ob das nächste Lied ein Liebeslied oder ein Lied über die Liebe ist. Das war sehr unterhaltsam und es wurde viel gelacht. Manchmal lachte ich sogar an den richtigen Stellen, deswegen bilde ich mir ein, fast alles verstanden zu haben. Außerdem waren die beiden Musiker auch nicht allein, denn die MiNa tauchte als Trickfilmfigur auf einem Bildschirm in der Bühnenmitte auf, wo sie Gitarre auf einem Regenschirm spielte und so Sachen machte, die kleine Prinzessinnen eben machen. Manchmal war allerdings die Abstimmung zwischen den Dreien nicht so perfekt, so brachte ein vorzeitiger Auftritt der kleinen MiNa Jaël aus dem Konzept und man musste das Lied neu starten. Es ist eben nicht so einfach mit einer Spielplatzprinzessin auf der Bühne zu arbeiten, aber die Drei harmonierten trotzdem nahezu perfekt.
Trotz relativer Kühle im Publikum wurde jedes Lied mit warmen Applaus bedacht. Dieser steigerte sich von Lied zu Lied, zumindest bekam man dieses Gefühl. Es wurde dementsprechend zum Abschluss auch eine zweite Zugabe gegeben und nach dieser gab es Standing Ovations. Und so wurden insgesamt nicht nur alle Stücke des Albums gespielt, sondern noch vier Lieder dazu. Einmal „through your eyes“ von dieser bekannten Schweizer Band. Und dann drei Stücke, die es leider, leider nicht auf das Album geschafft haben. Wobei alle drei „letter to her“, „let us say it is chemistry“ und „driving with you“ wirkliche Perlen sind, um einiges besser als so manches Albumstück. Und so möchte man die Momente beim Hören dieser Lieder gern festhalten, speichern und am liebsten nie wieder verlieren. Weil man nicht weiß, wann man sie wieder erleben kann, wann man diese Stücke wieder hören kann. Aber es gelingt leider nicht, sie verfliegen wie alles im Leben. Und man kann nichts dagegen tun, nur den Moment genießen, so lange er existiert.