Where the hell is Bad Bonn?
Diesen Spruch gibt es auf Stickern und T-Shirts. Aber er ist viel mehr als nur ein Spruch. Denn wenn ein Club abseits gelegen ist, dann dieser hier. Unser Weg vom nächstgelegenen Bahnhof führte uns also zuerst durch ein Industriegebiet, in dem vor allem Futtermittel hergestellt wird. Zumindest roch es so. Dann entlang einer kleinen Straße, bis man von völliger Dunkelheit umgeben war. Man machte sich schon Gedanken wie man sich bei einem plötzlichen Zusammenstoß mit einer Kuh verhalten sollte. Doch dann tauchten Lichter auf und ein Feuer war zu sehen. Sah nach Zivilisation aus, war aber nur ein Rockerclub. Also der Club Bad Bonn, unser Ziel.
An dieser Stelle aber auch die unbedingte Empfehlung an jeden, diesen Club bei Gelegenheit zu besuchen. Nicht von der Lage abschrecken lassen, es lohnt sich wirklich. Die Menschen dort sind auch sehr nett und haben es uns ermöglicht, noch sehr kurzfristig an dieses Konzert zu können.
Gut besucht war das Konzert. Wobei dieser Club sehr klein ist. Vielleicht 200 Menschen passen rein, dann kann sich aber niemand mehr bewegen. So ungefähr war es dann auch. Und man steht quasi mit auf der Bühne. Denn die ist so winzig, dass man die Band nur deshalb von den Zuhörern unterscheiden kann, weil erstere Instrumente bedienen.
Es spielten zwei Bands an diesem Abend, beide waren fünfköpfig. Und beide hatten einen sympathischen Frontmann. Erste Band waren The Sad Riders aus der Schweiz. Frontmann ist hier Chris Wicky, in gleicher Funktion auch bei der Band Favez zu finden. Was ich aber eben erst durch Recherche entdeckt habe. Dieser hat vier recht unterschiedliche Musiker dabei gehabt. Die Musik würde man wohl in die Americana-Schublade stecken, aber eigentlich ist sie zu vielseitig für so eine Schublade. Von Lagerfeuermusik bis zum Rocksong war alles dabei. Und auch wenn der Sound nicht immer perfekt war, die Musik lag gut in den Ohren.
Chris Wicky erwähnte in einer seiner regelmäßig nach jedem Song getätigten Ansagen auch, dass die Hauptband des Abends, die netten Norweger, die sogar mal Lächeln, Minor Majority, bereits um drei Uhr in der Früh aufstehen mussten, um in Bad Bonn spielen zu können. Und so sahen die fünf auch aus. Augenringe bis zum Boden. Arme Kerle. In diesen Momenten wurde mir mal wieder klar, wie hart das Musikerleben manchmal sein muss. Die Norweger haben sich wirklich alle Mühe gegeben, ein gutes Konzert zu spielen. Aber von der Spielfreude, die ich noch beim letzten Konzert erleben konnte, war nicht mehr viel übrig. Und da uns die Müdigkeit aber fast genauso kräftig in den Knochen steckte, passte das dann auch irgendwie. Viel Energie floss zwar auch an diesem Abend nicht, aber dafür gab es Musik aus allernächster Nähe. Und dann ist auch mal ein Erlebnis. Und dazu die Erkenntnis, dass Minor Majority im Halbschlaf trotzdem noch besser sind, als so manch andere Band.