Vor 14 Jahren, im Jahre 1998, gaben Refused ihre Auflösung bekannt. 2012 sind sie wieder zurück und spielen die Songs, die seit mindestens 14 Jahren nicht mehr live gespielt wurden. Das Erstaunliche an dieser Geschichte ist aber, dass die Songs überlebten und weiter wirkten. Und dafür bedankte sich Sänger Dennis Lyxzén gestern beim Konzert in der Live Music Hall in Köln ausgiebig beim Publikum.
Ich habe Refused erst spät entdeckt. Den Hype um „New Noise“ habe ich damals natürlich mitbekommen und fand den Song super. Das Album habe ich mir aber erst viel später gekauft, als es im Angebot war. Musikalisch fand ich T(I)NC viel interessanter. Trotzdem bewundere ich die Kraft in der Musik von Refused. Und höre es mir immer wieder gern an. Als sie dieses Jahr ihre Reunion bekannt gaben, konnte ich das nicht so recht einschätzen. Immerhin waren Refused immer mehr als eine Band, es war auch der Versuch Bekanntheit im Musikbereich zur Verbreitung von politischen Ansichten zu nutzen. Ein zwiespältiges Thema. Mich interessiert aber in erster Linie die Musik und das Konzert. Auch wenn ich mich schon frage, warum so eine Band dann Billig-T-Shirts aus Bangladesh verkauft.
Auf dem Highfield war der Auftritt von Refused für mich das Highlight überhaupt. Gestern in Köln wirken sie im Vergleich zum Highfield weniger kraftvoll und spielfreudig. Man bewegte sich vergleichsweise wenig auf der Bühne und es hatte den Anschein, dass man nach der kurzen Konzertpause erst wieder die Drehzahl hochfahren musste. Vor der Bühne sah das anders aus. Bereits ab dem ersten Ton schmissen sich die Körper aneinander und überall wurde euphorisch jeder Song abgefeiert. Bis auf kleine Ausnahmen (Ich wünsche Typen, die sich einfach ins Publikum stellen und Menschen dümmlich rumschubsen, ohne sich selbst zu bewegen, noch immer, dass sie sich beide Arme brechen mögen.) blieb es bei aller Härte fair.
Erstaunlich finde ich, dass Dennis Lyxzén, wie schon auf dem Highfield, wieder Anekdoten mit Bezug auf ehemalige Konzerte am Ort des Geschehens auspackte. Und sich von ganzem Herzen dafür bedankte, dass zwar nur drei Besucher von damals im Publikum sind, aber trotzdem all die Menschen da vor der Bühne die Musik von Refused so lange lebendig gehalten haben. Man muss sich das mal vorstellen. Der Großteil des Publikums ist einfach viel zu jung, um Refused damals schon mitbekommen zu haben. Und trotzdem merkt man so vielen Besuchern an, wie viel ihnen die Songs bedeuten. Wenn sie lauthals mitsingen, die Fäuste in die Luft werfen und jede Note und Wortfetzen auswendig können. Gibt es heute Bands, deren Musik auch nur annähernd so relevant ist? Diese Frage ging mir gestern mehrmals durch den Kopf. Eine Antwort habe ich aber nicht gefunden.
Reply